Auch Techniker träumen ..
seit 50 Jahren hat die Zeitangabe “Im Juli” für Raumfahrtbegeisterte eine besondere Bedeutung. Nach der legendären Rede von John Fizzgerald Kennedy am 12. September 1962 an der Rice University in Houston war klar: Amerika und damit die Menschheit fliegt zum Mond.
Für uns auch noch heute staunenswert wurde durch diese Initialzündung mitten im kalten Krieg und nach dem Schock durch die Erfolge der UDSSR mit Sputnik und Juri Gagarin ein Mondprogramm auf die Beine gestellt.
Jeder kennt heute noch den Namen “Apollo”. Die Geschichten, die Bilder und die Mythen um das Apollo-Programm sind legendär und Teil unserer Kulturhistorie. Von 1962 bis 1972 — dem Jahr der letzten bemannten Mondlandung im Rahmen der Apollo 17 Mission — haben die USA ca. 23,9 Milliarden Doller ausgegeben (umgerechnet auf heute wären das 120 Milliarden Dollar), teilweise waren bis zu 400.000 Menschen am Apollo-Programm beteiligt.
Partielle Mondfinsternis am 16.7.2019
2019 haben sich anlässlich dieser die Köpfe vieler, begeisterter Menschen zum nächtlichen Himmel gewandt und die partielle Mondfinsternis bewundert.
Und wieder sind dabei meine Gedanken zurückgeschweift an diese mythischen Tage im Juli 1969. Ich war drei Jahre alt, als meine Eltern mich mitten in der Nacht weckten um mit meinem Bruder und mir diese unscharfen Schwarzweißbilder von Neill Armstrong zu verfolgen. Der erste Mensch betrat die Mondoberfläche. Vielleicht hat auch gerade diese Erinnerung meine Begeisterung für Technik und Raumfahrt geprägt und diese ist bis heute ungebrochen.
Team
In den Köpfen und in den Retrospektiven der Medienwelt dieser Tage sind es die Hauptakteure der Apollo Geschichte, die im Vordergrund stehen. Und das sicher zu Recht — denn die Reise zum Mond war ein unglaubliches Risiko — Apollo 13 hat uns gezeigt, wie groß.
Aber genau da möchte ich meinen Fokus setzten. Gerade Apollo 13 hat auch gezeigt, dass als Team das vermeintlich Unmögliche gelingen kann. Die Astronauten von Apollo 13 sind sicher zur Erde zurückgekehrt. Als Politiker und Lobbyisten sich bereits die Worte zum Umgang mit einem Fehlschlag unter Verlust der Astronautenleben überlegt haben, hat dieses Team unbeirrt weiter gemacht. Nach Lösungen gesucht. Rückschläge eingesteckt und wieder weiter gemacht. Es gab ganz oben in der Hirarchie der Nasa und der Regierung jemanden, der diesem Team vollkommen vertraut hat.
Die Teamleistung des Apollo-Programms ist für mich nach wie vor eines der herausragendsten Elemente für den Erfolg. Da waren all die einzelnen Menschen, die seit Beginn des Raumfahrtprogrammes gemeinsam auf dieses eine Ziel hingearbeitet haben: Menschen zum Mond fliegen lassen und diese wieder gesund nach Hause zur Erde zurückzubringen. Ein Team hat diese Leistung vollbracht. Nur ein Team kann diese Leistung vollbringen.
Inzwischen liest und hört man von diesen Menschen mehr — der Film “Hidden Figures” auf der Grundlage des zugehörigen Buches (https://de.wikipedia.org/wiki/Hidden_Figures_%E2%80%93_Unerkannte_Heldinnen) ist ein Beispiel dafür.
Und neben der Nasa, die das Programm verantwortete waren hunderte, ja tausende Zulieferer beteiligt. Ganz sicher lassen sich auch von dort wunderbare Geschichten erzählen, wie das eigentlich Unmögliche möglich gemacht wurde.
Wenn wir also sagen oder lesen
Im Juli 1969 ..
dann wäre es nur richtig, neben der Erinnerung an die großen Helden dieser Zeit auch die vielen “Kleinen” in unseren Gedanken zu haben. Denn alles Große, dass damals wie heute geschaffen wird, ist nun mal das Werk einer Gemeinschaft — eines Teams.
So möchte ich mich heute — 50 Jahre nach der Mondlandung von Apollo 11 — vor den Frauen und Männern verneigen, die diese Leistung vollbracht haben. Vor jedem einzelnen der 400.000. Vor jedem einzelnen, der diese Teamleistung erst möglich gemacht hat.
Markus Mühleisen, im Juli 2019